MedPlus-Spitäler statt Gesundheits- und Notfallzentren!

14. Januar 2020

Die Spitalkonferenz der St.Galler Gemeinden lehnt die vom Regierungsrat vorgeschlagene Spitalstrategie ab und fordert für Altstätten, Walenstadt, Wattwil, Flawil und Rorschach die Schaffung von modernen MedPlus-Spitälern mit regionalspezifischen Zusatzangeboten.

Die Spitalkonferenz der St.Galler Gemeinden formierte sich nach der Veröffentlichung des Grobkonzeptes des Verwaltungsrates der Spitalverbunde und den damals angedrohten Spitalschliessungen. Die Mitglieder der Spitalkonferenz anerkennen die Notwendigkeit von strategischen, organisatorischen und wirtschaftlichen Reformen bei den öffentlichen Spitälern. Sie sind auch gewillt, wie der Stadtpräsident von Altstätten Ruedi Mattle heute an einer Medienorientierung in Aussicht stellte, ihren «Beitrag zur wirtschaftlichen Stabilisierung des Kantonsspitals» zu leisten. Die vorgeschlagene Strategie «4plus5» weise aber in die falsche Richtung.

Untaugliche Strategie
Die von der Regierung in die Vernehmlassung gegebene Vorlage blende «bestehende Strukturen, regionalspezifische Versorgungssituationen, schwierige Verkehrswege, volkswirtschaftliche Aspekte und Volksentscheide» gezielt aus, merkte der Gemeindepräsident aus Wattwil, Alois Gunzenreiner, an. Das Grobkonzept des Verwaltungsrates mit vier Spitalstandorten wurde von der Regierung ohne Begründung und Grundlage sowie mit fehlenden Betriebsdaten als Vorgabe für eine neue Strategie übernommen. Auf längere Sicht werde offenbar eine vollständige Zentralisierung mit dem Kantonsspital St.Gallen (KSSG) als alleinigem Anbieter angestrebt. Ein solches Ziel lehne die Spitalkonferenz ebenso ab wie die Schaffung von regionalen Gesundheits- und Notfallzentren (GNZ). Diese wären «weder zielführend noch überlebensfähig», resümiert Gunzenreiner. Allein schon die minimalistische personelle und medizinische Ressourcenausstattung zeige, dass keine qualitativ hochstehende Medizin mit teilweiser stationärer Behandlung angeboten werden könne.

Wohnortnahe Versorgung durch MedPlus-Spitäler
Für die Mitglieder der Spitalkonferenz stellen sogenannte MedPlus-Spitäler eine bedürfnisorientierte und ökonomisch sinnvolle Ergänzung zum Zentrumsspital St.Gallen dar. Sie ermöglichen eine wohnortnahe Versorgung und entlasten das teure und hochspezialisierte Kantonsspital. «MedPlus-Spitäler bieten», nach Einschätzung von Elmar Metzger, dem Gemeindepräsidenten von Flawil, «ein einfaches, ambulantes und stationäres Basisangebot mit ambulantem Operationssaal, spezialärztliche Sprechstunden sowie − in Zusammenarbeit mit den Ärztinnen und Ärzten der Region − eine 24-stündige Notfallversorgung.» Zudem entsprächen solche Spitäler mit regional unterschiedlichen Zusatzangeboten einem echten Bedürfnis. Eine derartige Arbeitsteilung zwischen dem Kantonsspital und den MedPlus-Spitälern führe letztlich auch zu tieferen Fall- und Gesundheitskosten.

MedPlus-Spitäler mit regionalen Zusatzangeboten
Die MedPlus-Spitalstandorte Altstätten, Walenstadt, Wattwil, Flawil und Rorschach haben sich bereits Gedanken gemacht, welche Angebote sie nebst der allgemeinen und inneren Medizin allenfalls anbieten würden. Je nach Standort sind beispielsweise die Akutgeriatrie, die Dermatologie, die geriatrische Rehabilitation oder die Palliativmedizin von Interesse. Gemeinderat Roland Sidler aus Walenstadt betonte, dass solche «Zusatzangebote in Walenstadt aufgrund von interkantonalen Patientenströmen selbstverständlich auf die Spitalregion Südostschweiz» ausgerichtet wären.

Zehn-Punkte-Programm
Die Mitglieder der Spitalkonferenz forderten für die Weiterentwicklung der Strategie der St.Galler Spitalverbunde heute ein konkretes Zehn-Punkte-Programm. Stellvertretend für alle zählte der neue Stadtpräsident von Rorschach, Robert Raths, die nachstehenden Punkte an der Medienkonferenz in St.Gallen auf:

  1. Verzicht auf die vorgeschlagene Strategie «4plus5».
  2. Verzicht auf minimalistisch ausgestatte und wirtschaftlich nicht überlebensfähige Gesundheits- und Notfallzentren (GNZ).
  3. Erarbeitung einer Strategie mit Blick über die Kantonsgrenzen hinaus.
  4. Einbezug aller Spitalstandorte in die Strategieerarbeitung (d. h. keine präjudizierende Festlegung auf vier Spitalstandorte).
  5. Einbezug der Angebote von privaten Klinikgruppen in die Strategieentwicklung.
  6. Schaffung einer bedarfsgerechten Gesundheitsversorgung mit einem starken Zentrumsspital für spezialisierte und hochspezialisierte Leistungen sowie mit grundversorgungsorientierten MedPlus-Spitälern.
  7. Nutzung von Kooperationsmöglichkeiten und Synergien mit freipraktizierenden Ärztinnen und Ärzten, Ärztenetzwerken und/oder privaten Anbietern.
  8. Ausarbeitung von regionalen Versorgungs- und Notfallkonzepten.
  9. Schaffung von MedPlus-Spitälern mit einem medizinischen Basisangebot und regionalspezifischen Zusatzangeboten.
  10. Kein «Ausbluten» von Spitälern auf Kosten der Patientinnen und Patienten oder der Mitarbeitenden.

Regionalpolitisch tragfähige Lösung
Die Stadt- und Gemeindepräsidenten der Spitalkonferenz der St.Galler Gemeinden erwarten, dass diesen zehn Punkten bei der Ausarbeitung der nächsten Schritte sowie bei der politischen Beratung im Regierungs- und Kantonsrat aktiv nachgelebt werde. Oberstes Ziel einer jeden Reform müsse eine bedürfnisorientierte, regionalspezifische und tragfähige Lösung sein. Hierfür stehe die Spitalkonferenz der St.Galler Gemeinden ein.

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