Spitalstrategie: Zusatzrunde für nachhaltige Lösung in Wattwil

18. August 2020

Gemäss der Spitalvorlage gäbe es in Wattwil ab 2024 kein stationäres medizinisches Angebot mehr. Dem Toggenburg droht ein Versorgungsnotstand. Dazu gäbe es eine nachhaltige Alternative. Leistungserbringer und Investoren für die Spitalimmobilie für eine Win-Win-Situation in einer «Private-Public-Partnerschaft» sind vorhanden.

Die Toggenburger Bevölkerung sorgt sich um die Qualität und Leistungsfähigkeit der künftigen medizinischen Versorgung in der Region. Mit Blick auf den öffentlichen Versorgungsauftrag und die besonderen Verhältnisse im Tal ist der Gemeinderat Wattwil mit einem Schreiben an die Mitglieder der vorberatenden Spitalkommission gelangt. Er hat sie «mindestens» um eine «Zusatzschlaufe» für den Spitalstandort Wattwil gebeten, wie sie für Walenstadt vorgesehen ist, um eine für die Region solide Lösung auszuarbeiten.

Alternative «Aus der Region für die Region»
Bereits im Sommer 2019 hatte der Gemeinderat Wattwil der Regierung anerkannte, etablierte private Leistungserbringer als Partner präsentiert, die bereit waren, die medizinische Versorgung der Region zu sichern. Die damals eingebrachte Lösung steht zwar gemäss der Botschaft der Regierung nicht mehr zur Diskussion. «Die Partner stehen jedoch weiterhin für eine alternative Lösung in Kooperation mit dem Kanton zur Verfügung», erklärt Gemeindepräsident Alois Gunzenreiner. Diese Lösung wäre auf die Bedürfnisse vor Ort, auf Stärken und Kompetenzen ausgerichtet. Sie würde die medizinische Versorgung aus der Region für die Region sicherstellen.

Kooperation für Win-Win-Situation
Qualifizierte geriatrische Rehabilitation bietet das Spital Wattwil heute in der akutgeriatrischen Abteilung an, die gemäss Spitalvorlage geschlossen würde. Die privaten Partner könnten im Bereich der ebenfalls bereits vorhandenen psychosomatischen Rehabilitation (Suchtbehandlung) mit ihrem Netzwerk eine erfolgsversprechende Weiterentwicklung sichern. «Die Partner wünschen ausdrücklich einen kooperativen Ansatz», ergänzt Alois Gunzenreiner. «Ein solcher benötigt lediglich Offenheit seitens der Spital- und Psychiatrieverbunde des Kantons St.Gallen. Nach unserer Auffassung ist eine Win-Win-Situation in einer Private Public-Partnerschaft greifbar.» Eine regionale Investorengruppe steht bereit, um die Spitalimmobilie zu übernehmen für denselben Kaufpreis, wie er gemäss Botschaft für die Solviva als Käuferin vorgesehen wäre. Die Regierung geht in der Botschaft von einem Verkaufserlös von 10 Mio. Franken aus und rechnet mit einer Abschreibung für den Wert der Spitalimmobilie von 45 Mio. Franken.

Medizinische Versorgung in Gefahr
Wie bereits der Toggenburger Ärzteverein (TÄV) Ende Juni festgehalten hat, droht in der Region ohne stationäres Angebot an Innerer und Altersmedizin ein medizinischer Versorgungsnotstand. «Zum Nähen einer Wunde am Knöchel mit dem Krankenwagen von Wattwil nach Wil und retour, weil im Spital Wattwil keine Ärztin und kein Arzt verfügbar ist, die das machen könnte: Das ist seit kurzem Alltag», erläutert Alois Gunzenreiner die Sorge des Gemeinderates. «Und es ist zu befürchten, dass mit einem GNZ die Situation noch bedenklicher würde.» Sowohl für den Ärzteverein als auch für den Gemeinderat ist klar: Die Schliessung des Spitals, der akute Hausärzte-Mangel und die Weitläufigkeit des Tals ohne schnelle Hauptverkehrsachse würden sich gegenseitig verstärken. An dieser Gefahr würde ein Pflegezentrum nichts ändern, ergänzt Alois Gunzenreiner: «Grund- und Notfallversorgung im Tal liessen sich nicht mehr sicherstellen. Pflege ist keine Medizin. Und ‹Ambulant vor stationär› gilt zunehmend auch in der Pflege. Es besteht auf längere Sicht kein Bedarf nach einem zusätzlichen Pflegeangebot.»

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