Spital Wattwil: Gemeinderat präsentiert alternatives Modell für eine «Integrierte Gesundheitsversorgung Toggenburg»

28. März 2019
Das Spital Wattwil steht mit einem bedarfsgerechten, auf die Notwendigkeiten der Region zugeschnittenen ambulanten und stationären Angebot im Zentrum einer integrierten Gesundheitsversorgung für das Toggenburg. Dazu anzustrebende Kooperationen werden in einer neuen, unabhängigen Struktur flexibel organisiert. Das sind die Kernpunkte des Modells «Spital Wattwil 2021», das der Gemeinderat Wattwil ausarbeiten liess, um die medizinische Grund- und Notfallversorgung für die Region Toggenburg zu sichern.

Das Spital Wattwil ist als wesentlicher Bestandteil für die medizinische Grund- und Notfallversorgung im Toggenburg mit seiner speziellen geografischen und topografischen Lage unverzichtbar. Die 35-45‘000 Personen zählende Region ohne direkte Anbindung an eine Hauptverkehrsachse ist punkto medizinischer Versorgung gekennzeichnet von langen Anfahrtswegen und grossen Distanzen zu Zentrumsspitälern. Erschwerend kommt hinzu, dass die hausärztliche Versorgung im Toggenburg unterdurchschnittlich ist. Die neue Ansiedlung von Hausärzten oder das Finden von Nachfolgern für Hausarztpraxen gestaltet sich entsprechend schwierig.

Integrierte regionale Gesundheitsversorgung
Angesichts der regionalspezifischen Ausgangslage stellt der Gemeinderat Wattwil in der aktuellen Diskussion um die Ausgestaltung der kantonalen Spitallandschaft das Modell der integrierten regionalen Gesundheitsversorgung ins Zentrum. Dieses sieht vor, alle Leistungserbringer im Toggenburg – wie Spital, Rettung, Notfall, Spitex, Pflegeheime und Ärzteschaft – in enger Kooperation stärker zu vernetzen. Ziel dabei ist es, eine bedarfsgerechte regionale Grundversorgung zu gewährleisten. Monika Merki Frey, Spezialistin für Lösungen im Gesundheitswesen, sieht in diesem versorgungsorientierten System die Zukunft für die Region: «Der Kanton St.Gallen kennt noch keine versorgungsorientierte Systeme wie sie in anderen Kantonen schon entwickelt werden. Für das Toggenburg ist die Zeit jetzt reif. Seine Geografie und Erreichbarkeit sind mit anderen st.gallischen Spitalregionen nicht vergleichbar und prädestiniert für die integrierte Versorgung.»

Mittelpunkt «Spital Wattwil 2021»
Im Mittelpunkt der «Integrierten Gesundheitsversorgung Toggenburg» steht das «Spital Wattwil 2021». Dieses, so das Zielbild des Modells (Grafik), konzentriert sich auf die Innere und die Altersmedizin und stellt die stationäre Versorgung in diesen Disziplinen sicher. Für Kooperationspartner erbringt es neu das Angebot der postoperativen Nachsorge. Der bestehende psychosomatische Bereich wird ebenfalls zusammen mit Kooperationspartnern ergänzt durch neue Angebote rund um gesellschaftliche Suchtbilder, den Aufbau einer Schmerzklinik und eines Schlaflabors sowie ein Angebot zur Behandlung Jugendlicher mit Adipositas. Diese neuen Angebote entsprechen einer steigenden Nachfrage und zielen auch über die Region hinaus auf Patienten. Zugleich bietet das Spital zusammen mit den niedergelassenen Haus- und Fachärzten wohnortnah die nötigen Spezialitäten der ambulanten Grundversorgung an. Ebenso werden beide Partner – Spital und regionale Ärzteschaft – beim Betrieb der Integrierten Notfallpraxis (INP) eng zusammenarbeiten und so die Notfall- und Grundversorgung im Verbund sicherstellen. Gemeindepräsident Gunzenreiner unterstreicht: «So entsteht ein für die regionalen Bedürfnisse, die Partner und den Betrieb stimmiges Gesamtangebot.»

Flexible Trägerschaft für Kooperationen
Damit das neue «Spital Wattwil 2021» die notwendige Flexibilität und Agilität gewinnt, um sich mit seinem klaren Profil im Markt zu positionieren und mit den Partnern inner- und ausserhalb der Region ein Versorgungsnetzwerk zu bilden, ist es – inklusive Infrastruktur – in eine eigenständige Trägerschaft zu überführen. Das kann eine eigene öffentlich-rechtliche Spitalregion des Kantons oder eine privatrechtliche Trägerschaft (Stiftung oder Aktiengesellschaft) mit gemischter Beteiligung sein. «Die Struktur der integrierten Versorgung setzt nämlich in jedem Fall voraus, dass eine starke, unabhängige Führung die Ziele umsetzen kann. Damit ist gewährleistet, dass die nötige Flexibilität vorhanden ist, um neue Kooperations- und Beteiligungsformen zu prüfen und einzugehen», erklärt Monika Merki Frey.

Versorgung und Arbeitsplätze sichern
Ausgearbeitet haben das Modell «Spital Wattwil 2021» Monika Merki Frey und Fritz Stettler, zwei erfahrene Experten im Gesundheitsbereich, zusammen mit einer Begleitgruppe, der neben Vertretern der Gemeinde auch Vertreter von Ärzteschaft, Spitex, Wirtschaft und Politik der Region angehören. Mit dem Vorschlag werden auch Überlegungen aus dem Raumkonzept Toggenburg oder dem Bericht «Optimierung Gesundheits- und Altersversorgung Toggenburg» der Regionsorganisation aus dem Jahr 2015 aufgegriffen. Der Gemeinderat Wattwil wird das Modell deshalb aktiv weiterverfolgen. Dabei kann er auf breite Unterstützung zählen. Das zeigten in den letzten Monaten die Petition des Fördervereins Regionalspital Toggenburg Wattwil mit ihren 6'000 Unterschriften wie auch die breite Unterstützungs-Phalanx für das Spital Wattwil, die sich um den Förderverein gebildet hat – von den politischen Parteien über den Ärzteverein und die Region Toggenburg bis zur Arbeitgebervereinigung Toggenburg. Das Spital Wattwil ist und bleibt entscheidend für die Gesundheitsversorgung im Toggenburg und zugleich volkswirtschaftlich von grosser Bedeutung.

Prüfenswertes Modell
Monika Merki Frey ergänzt: «Selbstverständlich ist unser Modell noch nicht im Detail ausgestaltet. Es sind viele Fragen zu klären». Der Expertenbericht zeigt auf, dass ein integriertes Modell für die Gesundheitsversorgung im Toggenburg ein möglicher und erfolgsversprechender Weg ist. Das neue Modell wurde dem Lenkungsausschuss zur Spitalstrategie vorgestellt und der Bericht abgegeben. «Nun geht es darum, wie die Überlegungen beurteilt werden, und es ist festzulegen, wie sich das Modell in die Neuorganisation der Spitallandschaft integrieren lassen kann», betont Alois Gunzenreiner. «Wir wollen den Prozess von der Gemeinde sehr eng begleiten. Das Modell passt perfekt zu den Bedürfnissen und Voraussetzungen unserer Region und in die Strategie der wohnortnahen medizinischen Versorgung.»

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