22. September 2019

Energiestadt Wattwil

Das Energiegesetz des Kantons St. Gallen verlangt von allen Gemeinden ab 7000 Einwohnern die Erstellung eines kommunalen Energiekonzeptes. Das Energiekonzept dient als Leitlinie der künftigen Energiestadt-Aktivitäten und als Grundlage für die energiepolitischen Ziele.

Mit dem Energiekonzept orientiert sich die Gemeinde Wattwil an der Vision der 2000-Watt-Gesellschaft, die um das Jahr 2100 erreicht werden soll. Die 2000-Watt-Gesellschaft steht für eine Lebens- und Wirtschaftsform, die mit einem Drittel des heutigen Energiebedarfs auskommt und gleichzeitig die Lebensqualität erhöht. Ein Mix aus Vorschriften, Anreizen und Eigenverantwortung unterstützt den optimalen Einsatz der Mittel zur Zielerreichung.
 

Auswahl von energiepolitischen Projekten

  • Die Politische Gemeinde und die Schulgemeinde haben die meisten ihrer Gebäude an den Wärmeverbund Wattwil angeschlossen.
  • Verwaltungsgebäude und öffentliche Beleuchtung beziehen Strom aus der Abfallverwertung Bazenheid (ZAB) und somit aus erneuerbarer Energie.
  • Die öffentliche Beleuchtung wird bei Neuerschliessungen und Ersatz mit LED-Leuchtkörpern ausgestattet.
  • Die Thurwerke AG liefert ihren Privatkunden Strom aus 100% Schweizer Wasserkraft.
  • Private und öffentliche Liegenschaftsbesitzer haben auf dem Gemeindegebiet über 28‘000 m2 Photovoltaikanlagen (PVA) mit einer Leistung von insgesamt ca. 4‘500 Kilowatt installiert. Das entspricht pro Einwohner über 3 m2.
  • Wattwil konnte die Erzeugung von Wärme und Strom aus erneuerbaren Energien seit 2010 um mehr als 95% steigern. Bezogen auf den gesamten Energieverbrauch von Wattwil beträgt der Anteil erneuerbarer Energien 10.8%. 2010 waren es erst 6.8%.
  • Auf dem Gemeindegebiet wurden verschiedene verkehrsberuhigte Zonen umgesetzt.
  • Die Politische Gemeinde und die Schulgemeinde stellen Gebäudedächer für PV-Anlagen zur Verfügung.
     

Die nächsten Schritte

  • In Wattwil werden weitere Ladestationen für Elektro-Mobile initiiert.
  • Das Netz für den Langsamverkehr wird kontinuierlich geprüft und optimiert.
  • Mit der Umgestaltung der Bahnhof- und Poststrasse wird das Zentrum von Wattwil verkehrsberuhigt gestaltet.
  • Die Energiestadt Wattwil motiviert und unterstützt Firmen, Unternehmen und Betriebe in der Gemeinde zum Mitmachen bei der Aktion „Bike to Work“. Pendler sollen vom Auto auf die Kombination Velo und öffentlicher Verkehr umsatteln.
  • Die Bevölkerung soll zur Nutzung von «Carvelo2go» motiviert werden.
  • In Sondernutzungsplänen werden erhöhte energietechnische Anforderun­gen vorgeschrieben
  • Zusammen mit dem Energietal Toggenburg informiert die Energiestadt Wattwil die Bevölkerung über Energiethemen.
  • Bestätigung des Energiestadt-Labels im 2021 durch die Prüfungsinstanz nach der Erfolgskontrolle (Re-Audit)
     

"Bike to Work": Bewusstsein für eine klimafreundliche Mobilität steigt

Das Velo ist im Trend, der E-Bike-Boom hält an und das Bewusstsein für eine klimafreundliche Mobilität steigt. Das spürt auch die Velo- und Gesundheitsförderungs-Aktion "Bike to Work" von Pro Velo Schweiz. 

Die Energiestadt Wattwil hat im Frühjahr 2019 die einheimischen Firmen direkt angeschrieben und zur Teilnahme eingeladen. 22 Teams aus acht Betrieben waren während den Aktionsmonaten Mai und Juni mit dem Velo zur Arbeit unterwegs. Unter den Teilnehmern aus Wattwil wurden fünf Gewinnerteams ausgelost. Michael Steiger und Peter Schweizer von der Energiekommission Wattwil konnten die Gewinnerinnen und Gewinnern an einer kleinen Feier mit Einkaufsgutscheinen für das Zentrum Wattwil belohnen.
 

Steigerung der erneuerbaren Energieproduktion

Wattwil konnte die Erzeugung von Wärme und Strom aus erneuerbaren Energien seit 2010 um mehr als 95 Prozent steigern. Dieser grosse Schritt auf dem Weg in Richtung 2000-Watt-Gesellschaft ist der Holznutzung über den Wärmeverbund Wattwil und der Solarstromproduktion zu verdanken.

Eine erste Auswertung mit Hilfe der Erfassungs- und Analysesoftware «Toggenburg Energieentwicklung» der Toggenburger Gemeinden zeigt, wie sich die Produktion von erneuerbaren Energieträgern zwischen 2010 und 2017 entwickelt hat: In sieben Jahren konnte die Wärme- und Stromproduktion aus erneuerbaren Energien von 13‘378 Megawattstunden (MWh) pro Jahr auf 26‘098 MWh gesteigert werden. Dies entspricht einem Wachstum von mehr als 95 Prozent oder, bezogen auf den gesamten Energieverbrauch von Wattwil, einem Anteil an erneuerbaren Energien von 10,8 Prozent gegenüber 6 Prozent im Jahr 2010. Bemerkenswert ist auch die installierte Fläche an Photovoltaikmodulen. Mit mehr als 3 m² pro Person liegt sie in Wattwil rund dreimal höher als im schweizerischen Durchschnitt. Insgesamt sind auf Liegenschaften im Gemeindegebiet über 28‘000 m² Photovoltaikmodule installiert, die rund 4400 MWh Strom erzeugen. Holz und Sonne machen 76 Prozent der erneuerbaren Energieproduktion aus. Die Nutzung von Umweltwärme mittels Wärmepumpen beträgt 14 Prozent, gefolgt von Wasser mit 8 und Wärmerückgewinnung mit 2 Prozent.

Eine Pilotuntersuchung in Wattwil im 2017 zeigt ausserdem die Verteilung der Energieträger bei den Heizungen: Ein Fünftel der Wärmeproduktion stammt aus erneuerbaren Quellen, knapp 41 Prozent heizen mit Gas und 35 Prozent mit Öl. Auf einer Datengrundlage von 2010 weist das gültige Energiekonzept für Wattwil noch ein Potenzial von 73‘000 MWh an erneuerbaren Energien auf, das bis 2050 erschlossen werden könnte. Steigt die Eigenproduktion im gleichen Tempo wie in den vergangenen sieben Jahren, könnte die Gemeinde dieses ambitiöse Ziel erreichen.
 

Nachhaltige Energiebildung (NEB)

Im Mittelpunkt dieses Projekts steht die Erarbeitung eines Unterrichtsstoffplans "Energie" für alle drei Stufen der Volksschule. Deshalb hat die Schule Wattwil-Krinau in Zusammenarbeit mit dem Förderverein Energietal Toggenburg und der Schulgemeinde Mosnang das Projekt "Nachhaltige Energiebildung, NEB" lanciert. Es soll Kinder und Jugendliche im Toggenburg mit erfahrungsbasiertem, kontinuierlichem Energieunterricht auf die zukünftigen Herausforderungen vorbereiten. Im Verlaufe der Schulzeit entwickeln Schülerinnen und Schüler Kompetenzen für einen bewussten Ressourcenumgang und Kenntnisse in Bezug auf neue Energietechniken. Auch das Regionale Didaktische Zentrum (RDZ) Wattwil sowie die Energieakademie Toggenburg sind in das Projekt eingebunden. Langfristig stärkt das Projekt NEB das Toggenburg als qualifizierten Bildungsstandort, als innovatives Energietal und als attraktiven Lebens-, Tourismus- und Wirtschaftsraum. Die Gemeinde Wattwil unterstützt das Projekt mit einem finanziellen Beitrag.
 

Energietal Toggenburg

Auch die Bevölkerung kann die Dienstleistungen der Energiefachstelle Energietal Toggenburg in Anspruch nehmen. Als Fachstelle der Toggenburger Gemeinden ist sie ein effizientes Instrument für eine aktive Energiepolitik. Die Zusammenarbeit mit den Gemeinden ist in einer Leistungsvereinbarung festgehalten. Themenschwerpunkte, Projekte und Veranstaltungen werden gemeinsam entwickelt, umgesetzt und finanziert.

Links
Energiestadt Schweiz
Energietal Toggenburg
Energiewesen, Förderbeiträge Kanton
Stiftung Klimarappen
Spartipps Thurwerke AG

 

Energiekonzept Daten und Fakten.pdf

Zugehörige Objekte

Name
Energiestadt_Wattwil.docx Download 0 Energiestadt_Wattwil.docx